Hoch Ducan – Stapfetenstrasse

Davos Sertig ist unter Eiskletterern für seine vier Eisfälle direkt neben dem großen Wasserfall am Talschluss bekannt.

 

Diese sind aktuell jedoch noch kaum ausgebildet und nicht kletterbar. Die „Stapfetenstrasse“ hingegen ist eine relativ neue Route im schattigen Nordwest-Hang des hoch gelegenen Ducan-Tals.
Diese Route hatte ich schon seit ihrer Erstbegehung im Auge. Als ich Ende Dezember 2011 im Sertig war, wurde aus der ersten Wiederholung leider nichts. Nun wurde ich aber durch eine erste Begehung am 18.11. dieses Jahr auf die bereits guten Verhältnisse aufmerksam. Also überredete ich Felix, mit zu kommen. Wir fuhren am Samstag Abend ins Sertig, spielten nach der klassischen Fleisch-Tomaten-Couscous-Pampe noch ein bisschen mit der Langzeitbelichtung meiner SLR herum und brachen nach einer kuscheligen Nacht im Auto Sonntag morgens um halb7 auf.

Es ging den Sommer-Wanderweg über den Wasserfall hoch und dann immer weiter ins einsame Ducan-Tal hinein.

Der Zustieg zog sich etwas, so stiegen wir erst um ca. 10:00 Uhr in die Route ein. Von einem Schneekegel aus führt der Weg in eine sich aufsteilende Rinne mit einer kurzen flachen Eispassage. Darauf folgt wiederum eine Schneerinne. Felix stieg vor, als die 60 Seil aus waren, kam ich am langen Seil nach.

   

Am Fuß des nächsten Eisaufschwungs machte er Stand. So überwanden wir die ersten drei Seillängen im Topo recht zügig.

Es folgt ein längerer, etwa 70° steiler Eisaufschwung. Diesen durfte ich vorsteigen, hier machte ich brav wie im Topo verzeichnet etwa in der Mitte Stand. Felix kam nach,

führte den Rest des Aufschwungs und verband diese Seillänge gleich mit dem darauffolgenden steilen Schneehang.

  

Auf dem Schnee befand sich eine etwa einen Zentimeter dicke Eisglasur, die er beim Hochwühlen liebevoll zerkleinerte, bevor er sie mir auf den Kopf warf. Aber es hilft ja nix, der Kram muss runter, warum muss ich auch so blöd in der Falllinie rumhängen? Er bezog hinter dem letzten steilen Eisvorhang Stand. Ich genoss den stressfreien Nachstieg in bestem Wassereis.

Von derartiger Fürsorglichkeit angespornt, stürzte ich mich heroisch in den Kampf mit der ca. 80° steilen Schlüsselstelle. Dazu musste ich erst einmal vom Standplatz hinter dem Vorhang ganz nach links queren, um von dort dann gerade den Aufschwung hoch zu pickeln.

Im Steileis bin ich ein noch größeres Weichei als am Fels, deshalb setzte ich recht viele Schrauben, um dann ziemlich gepumpt ins flachere Eis auszusteigen. Kurz vor Ende des Eises richtete ich einen Stand ein, um Felix nachzusichern. In der irrigen Annahme, die Schlüsselstelle würde erst noch kommen, schickte ich Felix rauf auf das Schneefeld.

Nach einigem Gewühle und den damit verbundenen erfrischenden Spindrifts kam von oben ein „Du, da kommt nix mehr!“ herunter. Also suchte Felix sich einen provisorischen Stand, um mich die letzten Eismeter nachzusichern. Die waren zwar nicht mehr steil, ein ungesichertes Abrutschen ganz oben wäre aber fatal gewesen. Dann packten wir unser Gerödel weg und machten uns an den „Abstieg“. Dieser führt erst über ein steiles Schneefeld auf eine Felsrippe hinter P2838 hinauf. Schon jetzt liegt der Schnee dort knietief, jetzt wurde uns langsam klar, wo der Name der Tour herrührt.

Von dort steigt man eine etwa 40° steile Schneerinne hinab und quert am Wandfuß wieder zum Einstieg der Tour. Ein kleiner Schluck Tee und wir machten uns zügig an den Abstieg. Hier stach uns noch eine interessante Rinne in der Nordwestwand des Hoch Ducan ins Auge. Eine noch unerstiegene Linie?

    

Auch bei Tageslicht betrachtet sahen die Standardfälle im Talschluss noch eher armselig und noch nicht kletterbar aus.

Um 17:00 Uhr am Auto angekommen, saßen wir drei Stunden später schon im Steakhouse in Kempten, um uns ein wohlverdientes feines Fresschen einzufahren.

Fazit: Die Tour ist ein absolutes Genuss-Zuckerl und wird sich sicher schnell zum Neo-Klassiker entwickeln. Machen, solange sie noch nicht überlaufen ist!

Facts:

  • „Stapfetenstrasse“, erstbegangen am 13.12.2011 von M. Dettling und C. Birrer
  • 270m Höhe
  •  IV, WI3, 80°
  • Zustieg 2-3h
  • Bericht der Erstbegehung
  • Topo

Über Bene

I bin da Scheef vo dera Seitn do!
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