Am Tag der Arbeit war halbwegs passables Wetter vorhergesagt. Deshalb mussten Felix und ich natürlich was unternehmen. Es sollte kein „Plaisir-Gew***se“ sein, sondern schönes Abenteuer-Klettern.
Im Freudig-Führer wurde ich schon vor längerer Zeit auf den Graf-Iseler-Riss aufmerksam. Dieser wurde 1943 von den Herren Graf und Iseler erstbegangen, er checkt frei im siebten Grad ein.
Den Zustieg habe ich schon ich-weiss-nicht-wie-oft gemacht, der ging rasch. Nach 1,5h standen wir unter der Südwand des Schäfer.
Anstatt auf dem Grasband bis zum höchsten Punkt zu gehen, stellten wir der eigentlichen Route eine etwas brüchige Rissverschneidung links des Grasbands voran, die ich vorsteigen durfte. Man kommt dann auf dem Köpfel raus, von dem die Tour startet. Felix war ganz heiß auf den Vorstieg, so ließ ich ihn in meiner selbstlosen Art gewähren… 😉
Es geht mit einem kraftigen Überhang los, danach noch etwas schwieriger sehr technisch über ein paar Platten mit dem Riss in der Mitte.
Es steckten einige uralte Schlaghaken fragwürdiger Zuverlässigkeit, man kann jedoch immer gut Friends und Keile legen. Felix machte an einer soliden Sanduhr und ein paar Cams Stand.
Ich hab mich im Nachstieg furchtbar verlitten und war entsprechend fertig, als ich am Stand ankam. Deshalb durfte Felice die nächste Länge gleich auch noch klettern. Sehr schön ausgesetzt am schrägen Riss entlang, führt diese in 35m anhaltend im sechsten Grad zu einer kleinen Gufel. Dort bastelte Felix uns ein weiteres heimeliges Refugium.
Ich kam, dieses Mal deutlich entspannter, hinterher.
Dann durfte ich nächste Länge angreifen. Diese führt über eine überhängende Verschneidung (etwa VI+) wieder in den Riss, dann immer weiter bis auf den Westgrat. Hier am letzten Stand von „d´r Fischer Franze“ vorbei bis hinter den Grat. Dort bezog ich an einem großen Block Stand.
Felix folgte mühelos und stieg die restlichen 80m über Schrofengelände vor. Über eine steilere, brüchige Stelle sicherte ich ihn noch aus dem Stand, dann war das Seil aus und ich kam am langen Seil hinterher.
Am Gipfel machten wir eine kurze Rast, begutachteten die umliegenden Felsen und seilten dann an einem einzelnen Bohrhaken etwa 15m unterhalb des Gipfels ab. Es ging über eine steile, mit knusprig-krümeligen Rostgurken gespickte Rissverschneidung hinunter bis auf ein Schrofenband.
Dort quert man an den großen Block (mein 4. Stand) zurück. Hier musste ich eine Schlinge opfern, damit wir gefahrlos abseilen konnten. An dieser nochmals etwa 15m hinunter, dann trifft man auf die Top-Kette vom „Fischer Franze“. Von dort sind es noch zwei Seillängen abseilen bis zum Einstieg.
Die Tour hat großen Eindruck auf mich gemacht: Graf und Iseler waren schon 1943 deutlich im 7. Grad unterwegs. Die Linie ist ästhetisch, das Klettern macht Spaß und ist gut absicherbar. Klar ist Einiges lose, der „mobile Griff“ ist allgegenwärtig. Dafür hat man hier wirklich seine Ruhe und es ist eine richtige alpine Abenteuer-Kletterei. Vielen Dank auch an meinen Partner Felix, die erste Seillänge souverän vorstieg und meine Defizite darin mit stoischer Ruhe ertrug. Ein kurzes Video wird auch noch folgen.
Hier noch Felix´ Bericht bei Rocksports
und mein Eintrag bei gipfelbuch.ch
Ein kleines GoPro-Video:
Alle Bilder als Galerie:
Das ist ja ne ganz tolle Tour. Eigentlich gefallen mir solche Abenteuer-Routen viel besser, als die übersicherten Bohrhaken Sportklettertouren. Doch findet sich nicht immer der richtige Kletterpartner. Mit Bene hätte ich vielleicht doch mal was klettern sollen. Leider zu spät. Sehr, sehr schade. Vielleicht mach ich den Riss ja mal und denk an Dich… Ciao Bene, machs guat.
Stefan alias beeranger