Hochfeiler & Hochferner Nordwand

Diesen Post verfasse ich jetzt mal auf Deutsch, love it or leave it! 😉 Vom 02.10 – 5.10. hatte mich mich mit Kai zum Nordwände Gehen verabredet. Das eigentlich ins Auge gefasste Ziel verschoben wir aufgrund realistischer Selbsteinschätzung auf einen späteren Zeitpunkt. Stattdessen nahmen wir uns die Eiswände im Pfitschertal zur Brust. Der Hochfeiler ist mit 3510m der höchste Gipfel der Zillertaler Berge, wird jedoch wie der mit 3470m etwas niedrigere Hochferner meist von der italienischen Seite aus begangen.

Übersichtskarte von Bergsteigen.at

Tag 1:
Das Tal zeigte sich mit seinen gelben Lerchenwäldern und vereinzelten schon roten Ahornbäumen in wunderschöner Herbststimmung. Am Dienstag Abend erklomm mein tapferes Vehikel den holperigen Feldweg in Richtung Pfitscher Joch. In Kehre 5 parkten wir und stiegen zum Günther-Messner-Biwak hinauf. Entgegen der Warnung im Führer, dass die Biwakschachtel versifft und meist überfüllt wäre, präsentierte sich uns die orange Büchse tadellos sauber und aufgeräumt sowie menschenleer. Wir brotzeiteten noch kurz und krochen dann in die Kojen.
     

Tag 2:
Fünf Stunden später hieß es schon wieder raus aus dem warmen Nest. Um Halb Fünf war Abmarsch: Zuerst stiegen wir über Geröll und Schutt zur Griesscharte hinauf, rutschten auf der anderen Seite eine Schlamm/Lehmrinne hinunter (wobei wir uns beide mehrfach unfreiwillig auf den Arsch setzten) und querten unter der Rötwand über den Schlegeisgletscher zur Wand hinüber.

     

Diese zeigte sich in bestem Zustand: Bester Trittfirn bis ganz oben. Die erste Seillänge enthielt die mit einem etwa 65°-Aufschwung  steilste Stelle der Wand. Ich ging diese erste Seillänge noch mit Seil, was angesichts mangelnder Sicherungsmöglichkeiten jedoch fast überflüssig war. An einer kleinen Spalte links der Rinne schaute etwas Blankeis heraus, dort konnte ich eine gute Schraube drehen.

Die nächste und letzte Sicherung bestand aus einer Reepschnur über einem kleinen Steinköpferl 55m höher, welche meinen Standplatz bildete. Nachdem ich Kai nachge“sichert“ hatte, beschlossen wir, den Rest gemeinsam ohne Seil zu gehen.
      
Der weitere Aufstieg verlief problemlos, sodass wir um 12:00 Uhr den Gipfel erreichten.      
Nach kurzer Rast machten wir uns an den Abstieg über den Normalweg. Ich war bereits gewarnt worden, dass dieser unangenehm lang wäre, was ich so auch bestätigen kann. Ziemlich erschöpft kamen wir nach gut 5h über den Normalweg am Auto an und entschlossen uns spontan, jeglichen alpinen Heroismus fahren zu lassen und uns im Tal ein Zimmerchen mit heißer Dusche und Schnitzel zum Abendessen zu gönnen.

Tag 3:
Heute passierte nicht wirklich viel: Wir stiegen im trüben Herbstwetter durch Almwiesen vorbei an halb verfallenen Blockhütten zur Biwakschachtel auf und ruhten uns lange aus.

Tag 4:
In der Nacht war ein kleiner Tiefausläufer durchgezogen, der jedoch nur kurz für Niederschlag sorgte. Pünktlich um 3:00 Uhr schrillte der Handywecker. Ein kurzer Blick hinaus zeigte eine kristallklare Nacht und bestes Tourenwetter. Also kochte ich Topf um Topf gezuckerten Tee, bis wir 4 Liter für die Tour und 1l für ein kurzes Frühstück beisammen hatten. Um etwa 4:30 Uhr brachen wir auf und querten die Moräne zum Einstieg. Ich traversierte leichtes Felsgelände, um so wenig wie möglich in direkter Falllinie der Seracs zu sein. Kai folgte trotz wenig Erfahrung im seilfreien Felsklettern tapfer.

Bald erreichten wir den ersten, komplett blanken Eisaufschwung, den Kai zügig vorstieg. Ich folgte am langen Seil, bis ich Kais Stand erreichte. Jetzt wechselten wir die Führung: Ich konnte etwa 200m im leichten Gelände, das durch kleinere Spalten durchbrochen war, vorsteigen. Das Eis war immer noch meist blank, einige Zonen mit dünner Trittfirn-Auflage waren aber schon darunter. Am rechten Rand des Gletschers bot ein kleiner Buckel Schutz vor etwaigen Eislawinen. Dort bezog ich Stand. Kai folgte und ging nach kurzer Rast die letzten ca. 80m bis zum nächsten Aufschwung vor.     

Hier steilte sich das Eis merklich auf, auf 15m hatte die Wand um die 80° Neigung. Ich folgte am langen Seil und produzierte dabei ziemlich viel Schlappseil. Dem im steilen Teil kämpfenden Kai blieb dieser Umstand nicht verborgen, weshalb ich ihn dann zum Wohle seiner Vorstiegsmoral schnell in Standsicherung nahm… 😉 Mit seiner letzten 13cm-Schraube bezog er wenige Meter über dem Steilaufschwung Stand. Ich konnte, seine Löcher genüsslich hookend, den steilen Teil relativ entspannt überwinden. „Top rope – big balls“ eben. Wir wechselten die Führung und ich pickelte zügig über mit Kies bedeckte Bänder und flacheres Gelände hinauf.

Es folgte eine klasse Firnwand, die in einer breiten Spaltenzone endete. Mit einem kleinen Umweg konnte ich eine solide Schneebrücke überqueren und an einem Eisblock Stand machen. Nach kurzer Pause durfte Kai den nun folgenden letzten Eisbruch überwinden. Das gelang ihm auch solide, ich folgte nach und schon standen wir in flachem Gelände am oberen Ende des Hängegletschers.

Wir packten das Seil weg und querten gemeinsam unter die 250m hohe Gipfelwand. Diese war im linken Teil schon sonnenbeschienen und bot ein herrliches Bild. Genialer Trittfirn und flache Neigung um etwa 45° machten das Aufsteigen zum absoluten Hochgenuss! Um 11:30 erreichten wir gemeinsam den Gipfel. Hier bot sich uns unter Anderem eine grandiose Aussicht auf die Nordwestwand und den Südwestgrad des Hochfeiler. Man kann zwei Männchen im Aufstieg erkennen.

Nach kurzer Pause stiegen wir wieder in die Scharte hinab, auf die die Nordwand aussteigt und kletterten auf der Südseite in schneebedecktem Gebrösel ab. Von oben sieht das Ganze recht steil aus, wir konnten jedoch recht zügig den einfachsten Weg finden.     
Nun noch rasch das Gletscherbecken des Weißkarferners überqueren, und wir befanden uns wieder auf dem Normalweg zum Hochfeiler. Den Abstieg kannten wir schon von vorgestern, deshalb ergaben wir uns einfach in unser Schicksal und stapften stoisch talwärts. Nach 4,5h standen wir platt aber glücklich wieder am Auto. Wir regenerierten kurz bei einem Radler, sortierten unser Material und düsten dann einer wohlverdienten und sehr leckeren Pizza in Pfitsch entgegen. Ein gelungener Trip, danke Kai!

Facts:
Hochfeiler Nordwand: bis 65°, 330m, langer Zu-/Abstieg, Beschreibung: Bergsteigen.at
Hochferner Nordwand: bis 80°, 950m, Beschreibung: Bergsteigen.at
Führerliteratur: Hochtouren OstalpenFirn- & Eisklettern Ostalpen
Weitere Infos und gute Übersichtsbilder: http://www.sirdar.de/Tourenbuch/63.html
GPS Tracks: <kommen noch>

Über Bene

I bin da Scheef vo dera Seitn do!
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